Nachbetrachtungen zu DEM: Interview mit Horst Alber

Die Deutsche Einzelmeisterschaft 2012 in Osterburg ist Geschichte, der Sieger des Turniers heißt Daniel Fridman. Aber auch unser Marburger Vertreter Horst Alber wusste mit einer kämpferischen Leistung, einigen schönen Partien und einem Mittelfeldplatz zu überzeugen. Mit dem Webmaster Gunnar Hanig sprach er nach der Rückkehr aus Sachsen-Anhalt über sein Abschneiden, seine ausgeklügelte Turniervorbereitung und gelungenen und weniger gelungenen Partien.

Horst Alber bei der DEM 2012

Gunnar Hanig (GH): Vor der DEM war dein erklärtes Ziel 50% zu erreichen. Das hast du geschafft. Wie zufrieden bist du insgesamt mit dem Turnier?                      Horst Alber (HA): Mit dem Turnierverlauf bin ich sehr zufrieden. Da ich mich nur noch sehr wenig mit Schach beschäftige, hätte ich nicht gedacht, am Ende bei 50% zu landen. Auch habe ich sehr kämpferisches Schach geboten. Das wird am Ergebnis sichtbar, 4 Siege, 4 Niderlagen und nur 1 Remis, das erst im Endspiel friedlich endete.

GH: Wie hast du dich auf die Deutschen Meisterschaften vorbereitet?

HA: Ich hatte mir für die Vorbereitung viel vorgenommen, doch leider kam ich nicht dazu! Meine Vorbereitung vor den Partien bestand in einer ca. 1 1/2-Stündigen Wanderung. Direkt ab dem Sportzentrum gingen einige sehr schöne Wanderwege ab, was sehr praktisch war. Ich glaube das hat mir mehr gebracht als wenn ich mir dutzende Partien am Computer angeschaut hätte, den ich sowieso nicht dabei hatte. Ich glaube, ich war der einzige Mensch, der mit 5 Schachbüchern zum Turnier gereist ist!                                

GH: Wenn man deine Ergebnisse genauer betrachtet, fällt neben der niedrigen Remisquote auf, dass du alle Punkte mit Weiß erspielt hast und mit Schwarz leer ausgingst…                                                                                                                         HA: Ja, das war so ein Problem. Mit Weiss habe ich zwar auch einige Ungenauigkeiten bzw. Fehler in der Eröffnung eingestreut. Das ist aber verzeilich und ich erhielt dennoch “Spielstellungen”. Mit Schwarz wurden mir aber meine Eröffnungsdefizite deutlich vor Augen geführt. Da ich noch dazu sehr scharfe Eröffnungen spiele, kann es sehr schnell den Bach ´runter gehen, was es dann leider auch tat.

GH: Welche Partie würdest du als deine beste bei der DEM ansehen?                  HA: Die beste Partie war sicher die gegen Felix Meisner. Dort habe ich eine feine positionelle Leistung abgeliefert und mikroskopische Vorteile zu einem Sieg verdichtet. Passend dazu ist die Tatsache, das wir bei der Analyse keinen richtig ernsthaften Fehler von Felix entdecken konnten! [Die Partie mit einem kurzem Kommentar von GM Sebastian Siebrecht]

GH: Ähm, und welche war die schwächste Partie?                                                      HA: Oh, da habe ich gleich eine ganze Palette anzubieten. Extrem schlecht waren aber sicher die Partien gegen Michael Becker und Alexander Donchenko. Wobei die Partie gegen Becker zumindest noch einige witzige Stellungsbilder ablieferte. Irgendwann standen fast sämtliche schwarze Figuren auf der Grundreihe und dazwischen gesellten sich auch noch einige weiße Figuren meines Gegners.

Gegen Alexander habe ich das Endspiel einfach zu scharf angelegt und kläglich verloren. Hüllen wir den Mantel des Schweigens darüber. [Donchenko – Alber, Kommentar GM S. Siebrecht]
Donchenko - Alber, DEM 2012

GH: Deine wievielte DEM war das?                                                                               HA: Das war meine vierte Teilnahme. Bisher habe ich es auch noch nicht geschafft über 50% der Punkte zu erzielen. Vielleicht kommen meine besten Zeiten ja noch?!

GH: Da gehen wir doch schwer von aus!
Noch ein paar Worte zum Gießener Alexander Donchenko. Der hat mit 5,5/9 und einer IM-Norm ein gutes Ergebnis erspielt. Wie schätzt du ihn ein?                             HA: Alexander sollte seine Partien etwas schärfer anlegen. Ich bin wirklich überrascht, das ein so junger Mensch “Pisserschach” spielt, wie es mein ehemaliger Mannschaftskollege Ulf Bode auszudrücken pflegte. Auf der anderen Seite, der Erfolg gibt ihm recht. Dennoch, mir würde ein solches Schach auf die Dauer keinen Spaß machen. 
                              
GH: Horst, vielen Dank für dieses Interview!

 

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