SKM 2: Lernstunde in Wolfshagen (von Stefan Lehmann)

Am Sonntag den 10. November durfte die 2. Mannschaft in Wolfshagen gegen Sfr. Bad Emstal/Wolfshagen 2 antreten. Im Vorherein war es klar dass wir es gegen diesen laut Wertungszahlen überlegenen Gegner schwer haben würden. Aber damit wir es etwas schwerer hatten, traten wir in Unterzahl an: Helge fehlte und die 3. Mannschaft sollte nicht geschwächt werden.

Nach 2 Stunden sah es nicht mal schlecht aus: an allen Brettern sah ich Chance auf minimal einen halben Zähler oder selbst mehr. Dass es am Ende eine 7-1 Klatsche werden sollte, konnte ich da noch nicht ahnen.

An Brett 1 spielte Merih gegen Uwe Kersten (DWZ 2286) und lange hielt Merih gut dagegen. Dann entstand ein T+T+S-Endspiel mit 6 Bauern. Der Gegner hatte die Majorität am Königsflügel, Merih am Damenflügel. Allerdings wurde nur am Königsflügel gespielt. Dadurch bekam Merih immer mehr ins Hintertreffen, aber daneben ging es erst als Merih einmal versäumte seinen g-Bauern zum Tausch anzubieten. Dieses Endspiel wäre dann zwar schwierig, aber leichter haltbar gewesen als die Partiefortsetzung. Da konnte der Gegner mit seinen Türmen den g-Bauern belagern und Merih musste sich passiv verteidigen. Zu guter Letzt verlor Merih durch eine Springergabel einen vollen Turm und konnte aufgeben.

Brett 2 ging kampflos an Wolfshagen und am nächsten Brett spielte ich gegen Andrey Cherny (DWZ 2184). In einem offenen Sizilianer konnte ich Druck aufbauen. An einem Moment hätte ich selbst deutlichen Vorteil bekommen wenn ich den Zug f4 gespielt hätte. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich nahm lieber einen Bauern auf f7 und rettete meinen Springer bevor ich dann f4 spielte. Da war die Stellung schon wieder unklarer, obwohl es sich so anfühlte dass Weiß noch immer etwas besser stand. Aber nach ein paar Zügen verlor ich den Faden und in schwieriger Stellung übersah ich auch noch ein vernichtendes Dxh3 (Matt in 2).

Wolfram spielte an Brett 4 gegen Tobias Warnecke (DWZ 2155) mit Schwarz eine gute Partie. In der Eröffnung opferte es einen Bauern, aber der Stand eigentlich nur dem Weißen im Weg. Ein kräftiges Qualitätsopfer (Txf3) bedeutet dass der Gegner nicht mehr zur Rochade kommen konnte. Wenn Wolfram hier die beste Fortsetzung gefunden hätte, hätte der Gegner sich über ein Remis nicht beschweren können. Aber wie so oft gegen stärkere Gegner ist es schwer den Druck aufrecht zu erhalten. Langsam befreite sich der Gegner und konnte am Ende in ein Damenendspiel mit 2 Mehrbauern abwickeln. Als die Damen dann getauscht werden mussten, gab Wolfram auf.

An 5 spielte Heiko gegen Uwe Hänisch (DWZ 2108) eine aufs Auge gute Angriffspartie. Erst einmal bediente sich der Gegner in einer ‚Holländisch-ähnlichen‘ Stellung auf b2. Daraufhin startete Heiko den Vormarsch des h-Bauern und opferte dann seinen Turm auf h5. Direktes nehmen des Turmes war schlecht aber ein paar Züge später ging es anscheinend doch. Heiko hatte übersehen dass die gegnerische Dame auf a3 bei der Verteidigung des Königs helfen konnte (De7). Und plötzlich war die Partie zu unseren Ungunsten beendet.

An Brett 6 kämpfte Gerhard gegen Marcus Ramlow (DWZ 2011). Es entstand ein Mittelspiel mit 2 Türmen und einer Leichtfigur plus eine Handvoll Bauern. Allerdings kämpfte Gerhard nicht nur mit einem schlechten Läufer gegen einen guten Springer, sondern er hatte auch noch einen Bauern weniger. Es dauere noch lange (die war die längste Partie des Tages) bis ein Turmendspiel entstand. Als der Gegner dann einen Bauern nach f6 bekommen hat und Te7 mit weiterem Bauerngewinn drohte wurde die Lage hoffnungslos. Aber Gerhard spielte weiter und es gelang ihm seinen d-Bauern gleichzeitig mit dem gegnerischen f-Bauern umzuwandeln. Allerdings kostete dieses Kunststück einen Turm. Und diesem Gegner war es zuzutrauen mit Dame und Turm gegen Dame zu gewinnen, weshalb Gerhard nach langem Kampf aufgab.

Lennart (Brett 7) spielte eine richtig gute Eröffnung und vor allem frühes Mittelspiel gegen Hagen Rewald (DWZ 1862). Er erreichte eine Stellung in der er (i) das Läuferpaar, (ii) eine Majorität am Damenflügel und vor allem (iii) der Gegner kein aktives Gegenspiel hatte. Dass sah aus der Ferne schon fast wie ‚technisch gewonnen‘ aus. Aber anstatt erst alle Figuren (vor allem die Läufer) zu optimieren (der Gegner konnte wirklich nicht viel machen), leitete Lennart gleich den Bauernvormarsch ein. War auch nicht schlecht, aber in der entstandenen Stellung brauchte er später einen Zug mehr für das Manöver Lf2-Lg3 als es sonst nötig gewesen wäre. In der Folge verlief sich die weiße Dame auf h4, bekam der Schwarze ein bisschen Druck und wurden viele Figuren getauscht. Das Endspiel war ausgeglichen und der Punkt wurde geteilt.

Klaus war so freundlich um als Teilstreckenfahrer und Ersatzspieler aufzutreten. Er spielte an Brett 8 gegen Jörg Wiegel (DWZ 1942) eine interessante Partie. Er hätte mit f5-f4 einen Bauern opfern können um dann auf Figurenaktivität zu spielen. Sah gefährlich aus, aber kam nicht aufs Brett. Anstatt dessen neutralisierten sich beide Spieler gegenseitig. Am Ende standen alle Figuren (selbst alle Bauern) noch auf dem Brett und hatte sich nur der weiße e-Bauer tapfer und voll Todesmut auf die gegnerische Hälfte (nach e5) gewagt. Also eine gerechte Punkteteilung.

Am Ende wurde es eine (zu hohe) 7-1 Niederlage. Ein Mannschaftspunkt war nie wirklich drin, aber ein paar mehr Brettpunkte schon. Allerdings gab das gezeigte Spiel auf den Brettern guten Mut für die nächsten Mannschaftskämpfe.