SKM 2: 5-3 Sieg in Oberursel (von Stefan Lehmann)

Bis jetzt lief noch nicht alles glatt in dieser Saison für SKM 2. Die ersten drei Spiele wurden alle verloren und im Vorhinein galt das Spiel gegen Oberursel 2 als sehr schwierig. Eigentlich sollte der Gegner auf allen Brettern überlegen sein. Die Stimmung vor der Abfahrt war dementsprechend. Meinen Vorschlag auf eine Runde Glühwein im Eispalast vor der Abfahrt wurde leider/vernünftigerweise abgelehnt und so machten wir uns auf den Weg.

In Oberursel wurden wir dann von der Aufstellung des Gegners überrascht: 50% waren bis jetzt noch nicht zum Einsatz gekommen. Plötzlich waren wir anstatt Außenseiter, mindestens gleichwürdig oder selbst Favorit.

An den Plan nach 20 Minuten an allen Brettern remis zu machen, wollte Heiko (Brett 5) sich nicht halten. Vielleicht wusste er mehr als wir oder hatte er einen geheimen Auftrag vom Mannschaftführer, wie auch immer, nach einer misslungenen Eröffnung hatte er zwar einen Mehrbauern aber der Gegner alle Drohungen und viel mehr Aktivität. Die Partie dauerte nicht mehr lange: 0-1. Kampfansage an die Mannschaft: jetzt seid ihr gefragt.

Klaus (Brett 6) spielte recht solide und da auch der Gegner nicht viel riskierte wurde sich auf das Teilen des Punktes geeignet.

Als nächstes war Merih (Brett 2) fertig. In seiner ersten Partie dieser Saison gelang ihm gleich eine Glanzpartie. In einem scharfen Sizilianer überspielte er seinen Gegner mit Schwarz. Erst konnte er mit aktiven Zügen am Damenflügel die Initiative ergreifen. Danach konnte er mit einem Scheinopfer die Diagonale g7-b2 öffnen. Als der Turm nach e4 kam, wurde es für den gegnerischen König am Damenflügel immer schwerer. Unterstützt von einem Springer, Läufer und Dame gelang dann das erfolgreiche Qualitätsopfer auf c4. Da der Turm gar nicht zurückgeschlagen werden konnte, hatte Merih nicht nur den Angriff sondern auch eine Mehrfigur. Kurz darauf drohte Damenverlust oder Matt und gab der Gegner auf und war der Mannschaftskampf wieder ausgeglichen. Merih: es war eine Freude die Partie vom Nachbarbrett aus zu verfolgen! Bitte auf öfter.

Selber spielte ich als Weißer in einem Spanier an Brett 3. „Langweilig“ nannte Merih meine Partie, allerdings konnte ich die ganze Zeit Druck am Königsflügel aufrecht erhalten. Da der Gegner nie zu richtigem Gegenspiel kam, hatte ich eine ausgeglichene aber sehr angenehme Stellung. Im 32. Zug konnte ich dann – für den Gegner recht unerwartet – einen Springer auf h6 opfern. Das hätte mir, bei korrektem Spiel des Gegners, 3 bis 4 Bauern für die Figur gegeben. Zusammen mit dem offenen König hatte ich mir gute Chancen errechnet. Allerdings schlug der Gegner den Springer nicht direkt sondern schob erst noch einen Zwischenzug ein. Der war nicht gut, aber 3 Züge später musste er schon die Dame für einen Turm opfern. Danach war die Stellung trotz kurzer Gegenwehr leicht zu gewinnen. Damit gingen wir 2½ – 1½ in Führung.

Gerhard (Brett 4) musste sich als Schwarzer mit Kf8 verteidigen. Dadurch blieb der Th8 ein Problem. Kurze Zeit später kam da der gegnerische Angriff auf dem Königsflügel dazu. Allerdings hatte ich das Gefühl dass Gerhard sich da einigermaßen gut herausgekämpft hatte. Aber plötzlich hatte der Gegner gewonnen. Wie genau, habe ich nicht mitbekommen. Somit war der Mannschaftskampf wieder ausgeglichen.

Allerdings stand da Lennart (Brett 7) schon deutlich besser. Die Partie war, wie sich später während der Analyse im Chevy’s herausstellte, eine richtige Ping-Pong oder ‚Rollercoaster‘ Partie. Nach gefühlt jedem Zug änderte sich die Bewertung von gut für Weiß zu gut für Schwarz. Angefangen hatte es mit holländisch vom Gegner und „Wenn jemand holländisch spielen will muss man ihn vor allem nicht dran hindern“ habe ich als Jugendlicher spielend in Holland gelernt. Nach dem ereignisreichen Mittelspiel konnte Lennart dann einen klaren Vorteil erreichen: aktivere Türme, einen besseren Läufer und einen Freibauern auf c6, mehr konnte man sich da wirklich nicht wünschen. Allerdings war es noch nicht so einfach um Fortschritte zu erzielen. Aber nach ein bisschen Spielerei am Königsflügel war es dann soweit und konnte Lennart mit einem hübschen Bauernvorstoß den gegnerischen Läufer gewinnen. Das sollte genug sein und das war es auch. SKM 2 ging erneut in Führung aber auf den letzten 2 Brettern waren die Stellungen noch nicht klar. Robert (Brett 1) und Mike (Brett 8) spielten noch.

Mike musste sich im doppelten Turmendspiel verteidigen. Der Gegner konnte einen seiner Türme auf b7 ankern. Wenn jetzt der 2. Turm auch noch auf die 7. Reihe kommen könnte, ginge der vielleicht a7 verloren und dann wäre jedes Endspiel verloren. Allerdings hatte Mike seine Türme auf der e-Linie gedoppelt und drohte er immer ein Dauerschach an. Aber vielleicht hätte der Gegner einen Turm abtauschen können und wie geht es dann weiter?

Gleichzeitig entschied sich der Gegner an Brett 1 nicht in das ungleichfarbige Läuferendspiel abzuwickeln, der Stand im Mannschaftskampf ließ es einfach nicht zu. Allerdings muss gesagt werden, dass Robert sich einen großen Vorsprung aus der Eröffnung herausgespielt hatte, diesen aber nicht festhalten konnte. So entstand ein Endspiel mit Springer gegen Läufer, wobei Robert den Läufer hatte. Der Gegner hatte einen Freibauern auf der h-Linie, Robert allerdings einen auf der f-Linie. Da auch noch Bauern auf dem Damenflügel standen, war der Läufer dem Springer deutlich überlegen. Außerdem ging der h-Bauer durch Zugzwang verloren und war der f-Bauer ohne Figurenverlust nicht aufzuhalten. Bevor Robert gewinnen konnte, wurde sich auf Brett 8 auf Remis geeinigt. Kurze Zeit später gewann Robert ohne Probleme das Endspiel.

Endstand von 5 – 3 für Marburg und damit auch die ersten Mannschaftspunkte für die 2. Mannschaft in der Saison. Die Analyse mit Bier und Hamburger hat danach natürlich extra viel Spaß gemacht.

Stefan Lehmann

SV Oberursel 2

SK Marburg 1931/72 2

3:5

Nichols, Marc Antonischki, Robert 0:1
Schwenkreis, Thomas Cimen, Merih 0:1
Falk, Thomas Lehmann, Stefan 0:1
Krychevskiy, Dmytro Kuhn, Gerhard 1:0
Lieske, Thomas Seibert, Heiko 1:0
Weber, Andreas Montermann, Klaus ½:½
Weiland, Thomas Hein, Lennart 0:1
Freyh, Thomas Carrie, Mike ½:½