Neues aus dem Verein (3)

Liebe Vereinsmitglieder, lieber Leser,

leider muß ich heute über ein trauriges Thema schreiben: über den Tod von Vereinsangehörigen des SK Marburg. Im Jahresverlauf sind bis zum heutigen Datum drei langjährige (bzw. ehemals langjährige) Mitglieder unseres Vereins verstorben, was leider einen traurigen Rekord in der jüngeren Vereinsgeschichte bedeutet. Im einzelnen handelt es sich hierbei um Klaus-Peter Szwarc, Drago Komsic sowie Wolfram Mierendorff-Gillhausen; Klaus-Peter und Wolfram waren lange Jahre Ehrenmitglieder unseres Vereins. Nachstehend werde ich versuchen, euch die Verstorbenen als Persönlichkeiten vorzustellen, um sie auf diese Weise zu ehren bzw. ihr Andenken zu wahren.

 

Klaus-Peter Szwarc, geb. am 16.10.1935, verstorben am 29.03.2017

Gibt man den Namen Klaus-Peter Szwarc in Google ein, erhält man mehrere 100.000 Suchergebnisse, von denen sich auch wirklich eine ganze Reihe mit dem Klaus-Peter Szwarc beschäftigen, den die Schachspielergemeinde in und um Marburg herum in den letzten Jahrzehnten kennenlernen durfte. Klaus-Peter war ein fanatischer Schachspieler, für den sein Hobby einen zentralen Platz in seinem Leben eingenommen hat. Meines Wissens nach hält er bis heute den inoffiziellen Weltrekord für die meisten Turnierteilnahmen insgesamt. Ergebnis: mehrere tausend Turnierpartien (Schachfreund Montermann hat die ehrenvolle Aufgabe übernommen dieses Erbe sichzustellen und aufzubewahren. Der SK Marburg, insbesondere in Person seines Turnierleiters Kolja Lotz, plant diese einzigartige Sammlung in den nächsten Jahren nach und nach zu digitalisieren und seinen Vereinsmitgliedern zugänglich zu machen). Klaus-Peter war nicht nur ein äußerst eifriger Schachspieler, zu seinen Glanzzeiten verfügte er (Markenzeichen war ein recht unorthodoxer Spielstil) auch über eine beachtliche Spielstärke; so war er viele Jahre Mitglied der ersten Marburger Mannschaft und bei unserem einzigem Bundesliga-Gastspiel (1977/78, Gruppe West) auch erfolgreichster Punktesammler. Nicht nur das Schachspielen als solches lag Klaus-Peter am Herzen, auch die Erhaltung und Verbreitung des Schachsports in seiner organisierter Form hat er lange Jahre mit der ihm eigenen hartnäckigen Art und Weise betrieben. So diente er dem SK Marburg in den 60er Jahren lange Jahre als Turnierleiter, aber vor allem auch dem Schach Bezirk Lahn-Eder (Bezirk 3) in den 80er und 90er Jahren als 1.Vorsitzender, so dass Klaus-Peter Szwarc nicht nur Ehrenmitglied des SK Marburg sondern auch Ehrenvorsitzender des Bezirks 3 war. Insgesamt gesehen war Klaus-Peter Szwarc als Spieler wie als Mensch eine echte Type, mit vielen Ecken und Kanten, die ihn gleichermaßen interessant, aber auch nicht immer einfach im Umgang erschienen ließen. Klaus-Peter Szwarc war von 1950 bis zu seinem Tod Mitglied des SK Marburg, seine letzte Station als Mannschaftsspieler waren die Sfr. Kirchhain, für die er bis kurz vor seinem Tod aktiv war. Am 29.03. erlag Klaus-Peter einem Krebsleiden.
Für alle, die sich mehr für den Menschen Klaus-Peter interessieren, haben wir diesem Nachruf einen Link zum Mellnauer Kuckuck hinzugefügt, der im Oktober 2005 auf S.6 ein Interview mit ihm führte.

Interview mit Klaus-Peter Szwarc

 

Drago Komsic, geb. am 18.07.1938 in Kiseljak, verstorben am 01.04.2017 in Stadtallendorf

Es war am 17.06.1989, da nahmen Max Bouaraba (mit dem ich 1981 zusammen in den SK Marburg eingetreten bin und der zu der Zeit schon einer der stärkeren Spieler des SKM war) und ich als Gastspieler in Stadtallendorf an einem besonderen Turnier teil, einem “Yugo” Mannschafts-Blitzturnier, mit Mannschaften aus ganz Hessen. Ich glaube, wir gewannen das Turnier damals auch (jedenfalls halte ich bis heute die Medaille in Ehren, die mir als besten Spieler des 3.Brettes verliehen wurde), wichtiger war für mich jedoch, vor allem im Nachhinein, das gesellige Zusammensein: da spielten bei Spanferkel und diversen hochprozentigen Getränken Deutsche und “Yugoslawen” einfach nur friedlich Schach und hatten ihren Spass. Kurze Zeit danach sollte “Yugoslawien” in mehreren Kriegen in bis heute insgesamt sieben Staaten zerfallen, die Spannungen waren Ende der 80er natürlich schon virulent, spielten aber bei dieser Veranstaltung keine Rolle. Großen Anteil daran hatte Drago, seit Mitte der 70er Jahre Mitglied des SK Marburg: durch sein freundliches und ausgegleichendes Wesen konnte er eventuell bestehende Animositäten zumindest für einen Tag im Zaum halten. Freundlich, gesellig und auch sensibel, so habe ich Drago damals kennengelernt. Zu seiner Glanzzeit, Ende der 80er Jahre, war Drago immerhin einer der besten Spieler Hessens und bis Ende der 90er Jahre ein fester Bestandteil der ersten Mannschaft des SK Marburg. Gezeichnet von Krankheit und schweren persönlichen Schicksalsschlägen schied Drago Komsic 2001 aus dem Verein aus, der Kontakt zu ihm riß aber nie ab. Am 01.04., drei Tage nach dem Tod von Klaus-Peter Szwarc, verstarb auch er.

 

Wolfram Wilhelm Ferdinand Mierendorff-Gillhausen, geb. am 06.06.1926 in Kanzin/Arnswalde, verstorben am 18.09.2017 in Willingen

Kennengelernt habe ich Wolfram in den 80er Jahren bei dem damaligen Kultturnier Marburger Maipokal (einem 4er Blitzturnier, bei dem sich teilweise über 50 Mannschaften im Bürgerhaus Marburg-Marbach tummelten). Er spielte damals auch schon seit einigen Jahren nicht mehr für den SKM, da ihn seine berufliche Laufbahn nach Willingen im Sauerland geführt hatte. An der Uplandschule, einem Internat, war er lange Jahre als hochgeschätzter Lehrer für Englisch und Politik tätig (Wie geschätzt Wolfram bei seinen ehemaligen Schülern war, habe ich noch im letzten Jahr erfahren dürfen, als ich in meiner Funktion als Vereinsvorsitzender von einem von ihnen eine Kontaktanfrage in Bezug auf Wolfram erhielt), beim dortigen Schachklub übte er eine zentrale Funktion aus und kümmerte sich eben auch um die Jugend, mit der er regelmäßig in seiner alten Heimat Marburg aufkreuzte. Ende der 90er Jahre ließen die Besuche aus Willingen nach und der Kontakt verebbte, aber nur vorübergehend. Um 2006/2007 tauchte Wolfram wieder regelmäßig bei Vereinsturnieren in Marburg auf, diesmal als Einzelkämpfer. Mittlerweile schon über achzig Jahre alt, verfügte Wolfram immer noch über eine beachtliche Spielstärke, die viele weitaus jüngere Gegner manchmal durchaus schmerzhaft zu spüren bekamen. Sein letztes Turnier bei uns war im letzten Jahr der Peter-Zöfel Pokal. Sein Versprechen wiederzukommen, konnte er leider nicht mehr einhalten. Ende September diesen Jahres erfuhr ich von Uli Zimmermann, dass Wolfram im Sterben liegt, da war er allerdings wohl schon verstorben. Am 18.09. verstarb Wolfram mit 91 Jahren in Willingen.

 

Ein trauriges Jahr für den SK Marburg. Mit Klaus-Peter Szwarc, Drago Komsic und Wolfram Mierendorff verlieren wir drei langjährige Mitglieder, die – jeder auf seine Art – den Verein auf Jahrzehnte geprägt haben. Wir werden ihr Andenken ehren und ihr Wirken in Erinnerung behalten. Lieber Klaus-Peter, lieber Drago, lieber Wolfram, ruht in Frieden.