Marburger Stadtmeisterschaft (Pfingstopen) 2016

Ein besonderes Schachereignis in Marburg ist die offene Stadtmeisterschaft in Marburg, die seit einigen Jahren über Pfingsten stattfindet. 28 Spieler fanden sich hierzu im Bürgerhaus Wehrda ein, darunter viele bekannte Gesichter aus den

Turniersieger wurde, nicht zum ersten mal, Genadi Nekhamkis vom SK Marburg, der ohne Partieverlust 5 von 6 Punkten erreichte.
Turniersieger Genadi Nekhamkis vom SK Marburg mit 5 von 6 Punkten

vorhergehenden Stadtmeisterschaften. Die Hälfte der Teilnehmer kam aus Marburg, andere scheuten auch eine längere Anreise nicht. Spieler erschienen selbst aus dem Frankfurter Raum und ein altbekannter Spieler reiste extra aus Berlin an, um an dem Turnier teilzunehmen. Einige Dinge unterschieden dieses Schachturnier von den früheren: so hat sich der spielälteste Wolfram Mierendorff aus dem Schachgeschehen zurückgezogen, aber erfreulicherweise traten drei junge Nachwuchsspieler erstmals zu einem Schachturnier an. Turniersieger wurde, nicht zum ersten mal, Genadi Nekhamkis vom SK Marburg, der ohne Partieverlust 5 von 6 Punkten erreichte.

Zweite wurde Johanna Blübaum vom SV Königsspringer, eine der beiden weiblichen Teilnehmer, und Dritter Volker Dreis vom SV Frankfurt Nordheim. Sonderpreise gingen an den Besten über 60 Jahre Heinrich Groß, an den Besten unter 18 Jahre Florian Meinecke (SV Turm Sankt Augustin) und den vereinslosen Florian Opitz, der nach längerer Pause mal wieder an einem Schachturnier teilnahm.

Wie behaupten sich die Nachwuchsspieler?

Besonderes Interesse galt den jungen Nachwuchsspielern des SK Marburg. Georg Hildebrand wollte natürlich sehen wie sie etwa auf die von ihm so genannte Marburger Verteidigung reagierten. In der vierten Runde bot sich dazu gegen Urs-Aragon Seifart die Gelegenheit.

Seifart-Hildebrand Zug 7 s Lg5
Schwarz zieht Lg5, die Marburger Verteidigung steht!

Jetzt kann Weiß Lg5 mit dem Springer bzw. dem Läufer schlagen oder einen anderen Zug machen (heißt bei Georg: Abgelehnte Marburger Verteidigung…). Weiß schlägt mit dem Läufer, den Schwarz mit dem Bauern nimmt. Die halboffene h-Linie ist da. Nach dem Schwarz den Springer auf f3 geschlagen hatte, sah es für Weiß nicht mehr so gut aus: die Verteidigung vor der Rochade war kaputt,  ein ungünstiger Doppelbauer entstanden und auf der h-Linie gab es mächtigen Druck.

Seifart-Hildebrand Zug 21 w Kf1
Obwohl Schwarz ein rasches Partieende erreichen konnte, ließ er dem König eine Fluchtmöglichkeit, um zu sehen wie das Spiel dann weiterlaufen würde.

 

 

 

 

Der weitere Verlauf zeigte, dass Weiß keine einfache Verteidigung hatte (am Donnerstag-Trainingsabend nach Pfingsten wurde hierzu über ein paar Möglichkeiten diskutiert).

Seifart-Hildebrand Zug 40 s Td1
Nach Turmverlust und bevorstehendem Damenverlust gab Weiß auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit der sechsten Runde ergab sich eine weitere Möglichkeit einen weiteren Jugendspieler kennen zu lernen. Dimitri Schuster konnte eine Partie gegen Sholeh Mohammadi erfolgreich beenden. Dabei kam ihm zugute, dass Sholeh sehbehindert ist, sein Remisangebot nicht annahm und die Assistenz mit der Digitaluhr nicht zurecht kam.

Jugend-DSC01656
Gelungene Überraschung: Dimitri Schuster gelang ein Gewinn gegen Sholeh Mohammadi
Dimitri gegen Sholeh DSC01658
Dimitris Bauern auf dem Vormarsch. Schließlich hat er zwei Damen und Sholeh musste kapitulieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schuster-Hildebrand Zug 27 w e3
Nach dem Bauernzug e5 war es um die Dame geschehen.

 

 

 

 

Dieses mal gab es keine Marburger Verteidigungsvariante, sondern zunächst nur einen starken Druck auf der a8-h1 Diagonale (Dd8 und Lb7), der nur teilweise zum Einsatz kam, denn die weiße Dame vor ihren Bauern bot ein besseres  Angriffsziel. Weiß ahnte wohl nicht was sich da zusammenbraute, den er machte einen Bauernzug (e3), um den schwarzen Läufer anzugreifen. Schwarz hatte aber alle Fluchtwege der weißen Dame kalkuliert und nach seiner Bauernantwort war es um die Dame geschehen. Schwarz gab kurz danach auf.

 

Fazit: Die jungen Spieler zeigen gute Ansätze, mit weiterer Spielerfahrung dürfte ihre Spielstärke zunehmen und die Begegnungen werden dann noch spannender.

Während des Turniers gab es öfter Partien, die mit Überraschungen aufwarten konnten. Der Fleißarbeit des Turnierleiters Kolja Lotz ist es zu verdanken, dass alle Turnierteilnehmer sämtliche Partien studieren können. Für Außenstehende hier ein paar gefundene Überraschungen.

Weiß hat zwei Bauern mehr…

Meinecke-Allig Zug 43 w Tf2
Klare Sache für Weiß sollte man annehmen. (Meinecke-Allig Zug 43 w Tf2)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Ende sah es dann aber so aus:

Meinecke-Allig Zug 69 w Ke8
In Zeitnot bot Schwarz Remis an, dabei hätte es wohl zum Matt noch gereicht!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einem wilden Hin und Her: Schwarz muss den Turm schlagen, da sonst die Dame geschlagen wird und nur noch zwei Könige übrigbleiben. In der Analyse wurde Schwarz gezeigt wie er hätte gewinnen können. Das entstehende Patt führt zu einer Punkteteilung: 1/2:1/2. Wieso eigentlich? Es handelt sich doch um ein passives Matt, der König steht quasi unter Hausarrest während er bei Matt direkt aktiv bedroht wird. Wer diese Regelung wohl erfunden hat?

Willems-Zalewski Zug 83 w Tb6+
Mit Tb6+ schafft Weiß noch ein Remis. (Willems-Zalewski Zug 83 w Tb6+)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eindrucksvoll setzte Johanna Blübaum ihren Gegner Sergej Laschenko unter Druck.

Laschenko-Blübaum Zug 40 s Df6+
Weiß sah keine Rettung und gab auf. (Dd4 verliert den Turm Td2) (Laschenko-Blübaum Zug 40 s Df6+)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Letzte Runde Reitmeier-Hanig DSC01662
Letzte Runde: Markus Reitmeier und Gunnar Hannig sorgten für einen spannenden Remis-Abschluss.

Mal sehen welche Überraschungen das nächste Pfingstturnier bietet.