Nach Berichten von Christian Uhde (für den Samstag) und Wolfram Schneider (für den Sonntag). – Sollen wir da überhaupt starten ? Das war die Frage der Trainer an unsere Jugendlichen, denn wir konnten mit unserer relativ jungen Mannschaft keine großen Erfolge erwarten. Es fanden sich aber vier tapfere, die sich nicht scheuten auch gegen ältere Gegner mit besserer Wertungszahl anzutreten und diese herauszufordern. Fabian (13 Jahre), Raphael (11 Jahre), Lukas (12 Jahre) und Johannes (11 Jahre) reisten Samstagfrüh nach Hofheim-Marxheim. Und ja, es war so früh dass einer der vier mit dem „Express“ nachgeliefert werden musste, da die eigentliche Aufstehzeit und der erste Treffpunkt nicht geschafft wurden. Nach diesem Aufreger gleich zu Beginn ging es an die Bretter.
Erster Gegner waren die SF Kelkheim. Marburg war klarer nomineller Favorit, trotzdem bahnte sich ein langer und intensiver Mannschaftskampf an.
Johannes gewann früh im Mittelspiel durch eine Taktik eine Figur und wenig später die Partie. Dann verlor unerwartet Fabian. In positionell besserer Stellung hatte er sich verrechnet und ohne Kompensation Material geopfert.
Lukas gewann aus der Eröffnung eine Qualität, stellte dann aber eine Figur ein und wenig später eine zweite. Das verlorene Endspiel mündete dann aber aufgrund von massiven Zeitproblemen des Gegners in einem beidseitig angenommenen Remis.
Raphael gewann einen zentralen Bauern im Mittelspiel in Folge eines Abtausches und verwertete nach knapp 3 Stunden dann die Stellung, was zum 2,5 zu 1,5 für Marburg führte.
Die zweite Runde war dann direkt ein Kampf gegen ein Spitzenteam. Der Gegner, der SK Bad Homburg bot den U14 Hessenmeister an Brett 1 auf. Gerade wegen solcher Teams hatten wir erwogen, gar nicht teilzunehmen, aber jetzt wurde gekämpft.
Erfreulich aus Sicht des Trainers war die durch die nominelle Stärke der Gegner hervorgerufene intensive Konzentration. Statt schneller Züge und einfacher Drohungen wurde jetzt lange überlegt und in Folge dessen gute Züge gefunden, die die Gegner an allen Brettern in Bedrängnis brachten. Als dann auch noch Johannes, Lukas und Fabian ihren Vorteil gegen teilweise 400 DWZ stärkere Gegner ins Ziel brachten war der Mannschaftskampf schon klar entschieden. Dadurch fiel auch die unglückliche Niederlage von Raphael durch einen falschen Abtausch im Endspiel nicht mehr ins Gewicht und war deshalb eher lehrreich als ärgerlich.
Stand nach der zweiten Runde: 2. Platz aufgrund der geringeren Brettpunkte.
Aufgrund der Top-Position wurde sich auf eine weiteres Spitzenteam eingestellt, so dass der Gegner der letzten Runde, Oberursel 2, etwas verwunderte. Doch das Glück blieb auf Marburger Seite. Lukas punktete auch in seiner dritten Partie schneller (durch Damenverlust des Gegners nach der „berührt-geführt“ Regel) als sein Trainer seine Stellung durchblickt hatte.
Bald darauf schlug das Glück sich aber auf die Seite von Oberursel 2, die ein klar verlorenes Endspiel an Brett 4 durch ein wenig Kreativität und die bessere Technik in einen Sieg umwandelten. Das erfreuliche war, dass zu dem Zeitpunkt Brett 1 und 2 klar besser für Marburg standen. Ein wenig später stand dann das dritte Ergebnis des Tages, ein 3:1 fest, was einen geteilten ersten Platz in der Zwischenwertung zur Folge hatte.
Fazit des Trainers: 1. Endspieltechnik üben. 2. Langes und intensives Nachdenken hilft beim Schach, Partien auch gegen stärkere Gegner zu gewinnen. Fazit der mitfiebernden anderen Jugendtrainer: „Wir sind die Besten im Westen !“ und „Warum coacht Christian nicht gleich die Bayern ?“
Nach den fulminanten 3 Siegen hintereinander waren die Erwartungen ja optimistisch bis gespannt. Die Jungs konnten cool in den Sonntag starten, denn die 3 Siege bleiben.
Für die Eltern verlief es weniger cool, durch Pech und ein Missgeschick. Denn die Eltern von Lukas ließen den Autoschlüssel im Auto liegen. Die Autolock-Funktion schnappte zu, und es stellte sich heraus, dass beide Schlüssel eingesperrt waren. Eine Odyssee vermeidend schlugen sie die Scheibe ein. Der Pfarrer der Kirche nebenan half erst mit dem Hammer, dann mit dem Abkleben des offenen Fensters. Schreck, erst um 21 Uhr kehrten sie heim. Hoffentlich waren die Kids cool geblieben, wie ihre Eltern das gelöst haben. Respekt.
Mit der ersten Mannschaft von Oberursel stand Sonntag die größte Aufgabe bevor. Die überhohe DWZ von J. Mandalka an Brett 1 von Bad Homburg verfälschte nämlich deren Durchschnitt der Wertungszahlen, Oberursel 1 war viel kompakter und daher am gefährlichsten. So kam es dann auch. Mit 0,5:3,5 gab es eine hohe Niederlage, doch nach dem Kampf und auch der Papierform durchaus leistungsgerecht.
Ursprünglich rechneten wir mit Offenbach1 als nächsten Gegner, einem weiteren Favoriten. Doch die patzten und mit FTV Frankfurt („der Zoo“, wegen der Nähe des Spiellokals zum Zoo) kam eine weitere der 4-5 Mannschaften aus dem Bezirk Frankfurt, die für gute Jugendarbeit bekannt sind und mit denen immer zu rechnen ist. Psychologisch war das schwer, den wir brauchten jetzt einen Sieg, um noch Platz 2 oder 3 zu erreichen, die Qualifikation für die Mitteldeutsche unmittelbar nach dem altersbedingten Aufrücken in die U14 war nahe. Wow wäre das geil!. Aber irgendwie war die Luft raus! Mit 1,5:2,5 gab es eine knappe Niederlage.
Hätte man uns das am Samstag morgen gesagt, hätten wir gesagt: „Nehmen wir“. Mit einem Platz im vorderen Mittelfeld hatten wir doch gerechnet. Und jetzt mit dem Zusatz-Bonbon die “Homburjer“ mit 3-1 besiegt zu haben. Tja so ist das in dieser Klasse: jeder kann jeden besiegen und wir waren mit den Homburgern als Opfer eine der „Jedermänner“!! Am Ende fehlte halt auch Fortuna. Egal wir können mit Fug und Recht zufrieden sein. Fabian, Raphael, Lukas und Johannes: ihr könnt stolz auf Eure Leistung sein!
Was soll ich nur als Trainer sagen, dass ich den Sonntag erwischte? Zuviel gecoacht mit Schach und zu wenig Aufmunterung? Na ganz ehrlich das hätte an diesem Tag wenig mehr gebracht. Schließlich noch ein Wort zur Sportstatistik, genannt DWZ-Auswertung: alle haben konstant Leistung gebracht, aber alle auch leichte Einbußen der DWZ hinnehmen müssen bis auf, ja Hau den Lukas: 3 Siege gegen stärkere Gegner brachten ihm einen stolzen Zuwachs von 70 DWZ-Punkten. Bravo!!
Raphaels Mutter Mila fand endlich die richtigen Worte: „Super Leistung! Es war ja nur ein Training für nächstes Jahr!“
Wo immer, wann immer in Hessen, mit uns ist zu rechnen! Ist 2024 schon vorbei? Wer hat an der (Schach)Uhr gedreht? Heute ist nicht alle Tage! Wir komm’n wieder, keine Frage!
Informatorisch
Name DWZalt:neu Leistung
Fabian 1625:1605 1554
Johannes 1111:1102 1079
Lukas 1221:1290 1396
Raphael 1633:1603 1482