SKM 3 – SKM 2: Glücklicher (und unverdienter(?)) Sieg der zweiten Mannschaft (von Stefan Lehmann)

Im heimischen Duell zweier Mannschaften kann die höhere Mannschaft eigentlich nur verlieren: der Ratingvorteil ist bei allen Bretten da, also sollte der Sieg nie in Gefahr sein, selbst wenn ein Spieler patzt. Allerdings zeigt sich oft, dass diese internen Mannschaftskämpfe hart umkämpft sind und knapp enden.

Im Amsterdam durfte ich zweimal mit der zweiten Mannschaft gegen die Erste spielen und einmal mit der ersten gegen die zweite Mannschaft. Immer endete es 4½ – 3½, zwar immer für die erste Mannschaft aber halt immer knapp und meistens glücklich. Zum Glück waren immer genug Zuschauer da um die Skepsis über das Erreichen des Wunschergebnisses (Matchpunkte für den Aufstieg und Brettpunkte gegen den Abstieg) weg zu nehmen.

Und jetzt zum eigentlichen Wettkampf. SKM3 hatte Heimvorteil, und SKM2 musste sich auf die lange Reise machen. Beim Aufbauen, in etwa eine halbe Stunde vor Anfang, war der Zwischenstand der anwesenden Spieler 3:3. Beim Anfang der Partie stand es 6:8, aber Dennis Allig war noch unterwegs. Aber 7 Spieler bedeuteten den ersten Punktgewinn für SKM2: Brett 3 wurde kampflos abgegeben. Und damit bekam ich (auch kampflos) ‚die Ehre‘ diesen Bericht schreiben zu dürfen. Dann bleibt die Frage, wie schreibt man den Bericht: pro Brett oder chronologisch. Obwohl ich mir jede 30 Minuten Notizen über die jeweiligen Bretter gemacht hatte, war es leider zu schwer (oder der Bericht würde zu lang) um eine chronologische Wiedergabe der Geschehnisse zu schreiben. Deshalb der Bericht pro Brett, in der Reihenfolge wie die Partien zu Ende gingen. Dabei sei mir zu Verzeihen wenn ich eine falsche oder optimistische Einschätzung der Stellungen hatte.

Brett 7: Mike (weiß) war auf den letzten Drücker ins Team gerutscht, da ein Spieler noch nicht spielberechtigt war. Gegen Thorsten brachte er eine IQP-Stellung (schwarzer d5) aufs Brett. In den folgenden Zügen blockierte er den Bauern in dem er immer eine Figur auf d4 hatte. Der erste Schritt in solchen Stellungen war also gelungen und ich war recht optimistisch für SKM2 an diesem Brett. Allerdings ist es schwierig um den Vorteil in diese Stellungen um zu setzen das schwarz meistens auf Angriff spielen kann. Zwischenzeitlich dachte ich das schwarz vielleicht mal Lb8, Dd6 und dann über h5, h4 genau dies tun würde. Es kam aber anders, schwarz baute Druck auf der c-Linie auf und weiß spielte a4 und b4 (wahrscheinlich nicht der beste Plan). Außerdem hatte Mike seinen weißfeldrigen Läufer gegen einen Springer auf e4 getauscht und damit die IQP-Stellung geändert. Plötzlich stand Thorsten etwas besser, aber anscheinend nicht gut genug und deshalb wurde nach etwas mehr als 2 Stunden der Friedensvertrag unterschrieben; Remis. Zwischenstand: ½ – 1½.

Brett 2: Merih (weiß) spielte schottisch und lies den schwarzen Bauern auf d4 stehen und setzte lieber auf Initiative. Nach 30 Minuten hatte Weiß fast all seine Figuren entwickelt, den Läufer auf e6 gefesselt und Helge musste noch zur Rochade kommen. Merih erhöhte mit den Zügen a3, b4, c3 und b5 den Druck auf die schwarzen Figuren am Damenflügel und trieb dabei die schwarze Dame auf den Königsflügel und den Springer nach a5 (wo er bis zum Ende der Partie im Abseits stand). Nach weiteren Kraftzügen füllte sich schwarz gezwungen um g5 zu spielen (genau an dem Moment wo Merih angeblich über ein Remisangebot nachdachte) und diese Öffnung des Königsflügels wurde durch Weiß gnadenlos ausgenutzt. Über Dd3, Sd5 und Dc3 gewann Merih erst eine Qualität und ein Paar Züge später die Partie. Eine sehr schön geführte Angriffspartie, die den Zwischenstand auf 1½ – 1½ brachte.

Brett 1: Thomas (weiß) spielte sehr optimistisch früh mit der Dame und dachte nach 9 Zügen einen Bauern zu gewinnen. Die Dame schnappte sich über h5 den d5-Bauern, allerdings ging der eigene d4 auch verloren. Somit erhielt Heiko schon nach 30 Minuten eine bequeme Stellung in der sein fianchettierter Läufer auf g7 freie Sicht hatte. Weiß traute sich die lange Rochade zu und damit begann das Spiel der gegengesetzten Angriffe. Das weiße h4 am 14. Zug konnte nie in ein h5 ungesetzt werden da die weiße Dame in der Mitte des Brettes zum Angriffsziel der schwarzen Figuren wurde. Man muss sich genau anschauen ob Dxb7 erzwungen/gut war, denn in der Partie kam zügig Tb8 mit einem Angriff auf b2. Nach 2 Stunden war es dann auch Heiko der klar die besseren Chancen hatte. Thomas probierte noch ein paar Tricks zu bekommen aber als der b2-Bauer geschlagen wurde und der König ins Abzugsschach des Läufers kam war es so gut wie vorbei. Nach noch ein paar sorgfältigen schwarzen Zügen, war die Partie beendet. Zwischenstand: 2½ – 1½.

Brett 5: Lennart (weiß) gegen Daniel. Es wurde eine Art Königsindische Verteidigung jedoch ohne dass schwarz e5 gespielt hatte. Als Lennart nach einer Stunde die Bauern auf b4, c4, d4 und e4 hatte, machte ich die Notiz ‚klar besser für weiß der seinen Angriffsplan durchsetzt. Schwarz hat es zu keinem Gegenspiel gebracht‘. Allerdings zeigte sich in der Analyse das genau nach b4 Daniel stark mit e5 antworten konnte. Hätte er es durch Sxe5 und danach dxe5 folgen lassen, hätte es ungefähr ausgleichen gestanden. Allerdings nahm Daniel gleich mit dem Bauern auf e5 zurück und hatte danach zu viele Figuren auf engsten Raum stehen. Nun stand Lennart nach dem guten c5, das dem Springer auf d7 alle Felder nahm, wirklich besser. Das schwarze b5 war der endgültige Fehler den nach dem En-Passant war der schwarze c6 so gut wie verloren. Als der Bauer nach gut 2,5 Stunden spielen wirklich verloren ging, bekam Daniel mehr und mehr Probleme und ein gut getimtes b6 gewann im wahrsten Sinne die Partie. Ein paar Züge später wurde aufgegeben. Zwischenstand: 2½ – 2½.

Jetzt kam alles auf Bretter 4, 6 und 8 an. Bis dahin (also nach gut 3 Stunden Spielzeit) stand SKM3 an den Brettern 4 und 6 ständig ein klein bisschen Besser und an Brett 8 kam die Remismarge nie richtig in Gefahr. Es sollte also spannend werden.

Als nächstes wurde Brett 4 fertig. Thomas (weiß) spielte ein Sf3, b3 System auf das sich Gerhard mit g6, g7 aufstellte. Also ein schön ruhiges doppeltes Fianchetto der schwarzfeldrigen Läufer. Nach 60 Minuten bekam Thomas durch einen Abtausch eines Springerpaares einen Bauern nach e5 (von d4) der durch f4 gedeckt wurde. Diesen Raumvorteil sah ich als kleinen Vorteil für weiß an, dass Thomas einige Zeit später zu einem Remisangebot verlockte. Das durfte (oder musste) Gerhard von Lennart ablehnen und deshalb wurde weitergespielt. Nach 2 Stunden hatte Thomas noch immer die etwas bessere/aktivere Stellung und auch noch 30 Minuten Zeitvorteil. Die benutzte er gescheit zum Singen: ‚wir ziehen ihnen die Lederhosen aus‘. Vielleicht fing hier sein Fehler an, denn obwohl das Oktoberfest angefangen hat hatte keiner von uns Lederhosen an…. Auf jeden Fall wurden mehr und mehr Figuren getauscht und behielt Thomas in meinen Augen seinen Vorteil. Als ich dann mit Lennart zur Analyse seiner Partie ging, stellte Thomas irgendwo eine Figur ein und konnte aufgeben. Kleiner Fehler, große Folgen. Laut Gerhard stand er da wegen des Läuferpaares schon ein bisschen besser aber ob das zum Sieg gereicht hätte ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall stand es nun unerwartet: 2½ – 3½.

Brett 6: Dennis (weiß) kam erst mit 23 Minuten Verspätung ans Brett, aber das schien so geplant zu sein. Als Florens dann mit e6 auf das weiße e4 antwortet, beschloss Dennis sich mit d3, Sd2 und g3 gegen das Französisch auf zu bauen. Und das (in meinen Augen) mit Erfolg. Florens spielte im Mittelspiel die Dame nach a6, wo sie eine sehr lange Zeit stand. Dahingegen baute Weiß fröhlich an einem Königsangriff, der aufs erste gefährlich aussah. Schwarz spielt indessen mit a5, b5, c5 am Damenflügel. Nach 2,5 bis 3 Stunden hatte Weiß einen Bauern auf f6, der den schwarzen König das Leben schwer machen kann oder selber zur Schwäche wird. Die Damen wurden getauscht wodurch ein doppeltes Turmendspiel mit Springer und 6 (oder 7) Bauern entstand. Bevor ich mit Lennart analysieren ging, schätzte ich die Stellung als leicht besser aber schwer zu gewinnen für Dennis ein. Allerdings ließ Dennis die Türme von Florenz auf die zweite Reihe kommen und verlor am Ende die Partie. (Tipp an den nächsten Schreiber: gehe niemals aus dem Spielsaal um Partien zu analysieren. Sobald man weggeht Drücken die Spieler aufs Tempo und werden die Partien entschieden und das alles nur um den Berichteschreiber zu ärgern). Bestimmt eine schöne lehrreiche Partie fürs Training am Donnerstag. Aber durch diesen Sieg stand es plötzlich 2½ – 4½.

Und das war auch nötig, denn an Brett 8 stand Gunnar (schwarz) zu der Zeit auf Verlust. Der Anfang dieser Partie war 1. d4 d5 2. Lf4 Lf5. Schön symmetrisch, aber nach noch ein paar Zügen konnte sich der weiße Springer den schwarzen Läufer (zu der Zeit schon auf g6) schnappen und bekam der Schwarze einen doppelten g-Bauern. Nach 60 Minuten war die Stellung ausgeglichen, einzig hatte Heinrich eine halb-offene d-Linie und Gunnar eine halb-offene c-Linie. Nach 70 Minuten erfreute sich mein Schachherz, denn durch den Tausch des Läufers für das Schwarze Pferd auf f6 bekam Schwarz einen doppelten f-Bauern anstatt des doppelten g-Bauern. Und dann fange ich an zu träumen von doppelten e- bis zum Schluss doppelten a-Bauern. Vielleicht (oder hoffentlich) kam das weil sonst nicht viel in der Stellung los war…. Auf jeden Fall änderte sich das Gleichgewicht auch nach 90 Minuten nicht wirklich, obwohl da ein Turm, Dame und Springer gegen Turm, Dame, Läufer Mittelspiel entstand. Eine halbe Stunde später waren es Turm und Springer (Heinrich) gegen Turm und Läufer plus 5-6 Bauern. Durch ein gutes Baueropfer (b5!) wurden die Türme getauscht und entstand das folgende Endspiel: (w) h3, g2, f2, a2, Kg1, Sd4 und (s) b5, e6, g6, f7, f6, La3, Kg8. Weiß greift den b5 an, der nach b4 muss und nach Sc2 steht der Läufer auf a3 blöd. Könige kamen ins Zentrum und nach Kd3 (w) und Kd5 (s) kam Sxa3 und geht der a3 verloren. Ich dachte Gunnar hat genug für Remis aber es musste fleißig gerechnet werden. (Schönes Endspiel fürs Training!). Zu dem Zeitpunkt waren die Bretter 4 und 6 noch nicht entschieden und sah es schlecht aus für SKM2. Doch als Heinrich die Partie gewann, stand der Sieg schon fest. Endergebnis: 3½ – 4½.

Und somit wurde auch bei diesem Internen Mannschaftskampf das Wunschresultat erreicht. Allerdings sollte SKM2 sich ein bisschen steigern um die gewünschten Resultate zu erreichen und SKM3 wird mit gleich guten Spiel bestimmt die nötigen Matchpunkte gewinnen. Abgeschlossen wurde mit einem gemeinsamen Essen beider Teams beim Italiener.

SK Marburg 1931/72 3

SK Marburg 1931/72 2

Ergebnis

Seibert, Heiko

Heiling, Thomas

1 – 0

Cimen, Merih

Neidhardt, Helge

1 – 0

Wimmer, Thomas

Lehmann, Stefan

-:+

Thimm, Thomas

Kuhn, Gerhard

0 – 1

Allig, Daniel

Hein, Lennart

0 – 1

Allig, Dennis

von Heydwolff, Florens

0 – 1

Brand, Thorsten

Carrie, Mike

½ – ½

Groß, Heinrich

Hanig, Gunnar

1 – 0